bauarbeiter
20.08.2020 09:00:00
Presse Archiv

Tausenden Maurern, Zimmerleuten und Straßenbauern im Norden droht der Verlust tariflicher Standards – und damit niedrigere Löhne und schlechtere Arbeitsbedingungen. Davor warnt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU). Der Grund: Der Baugewerbeverband Schleswig-Holstein, der insbesondere Handwerksbetriebe vertritt, hat seinem Dachverband – dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) – in der laufenden Tarifrunde das Verhandlungsmandat entzogen.

"Mitten im Bau-Boom steht die Sozialpartnerschaft auf der Kippe. Damit sind faire Löhne und Rahmenbedingungen für einen Großteil der rund 34.000 Baubeschäftigten Schleswig-Holsteins in Gefahr", kritisiert André Grundmann.

Der Regionalleiter der IG BAU Nord spricht von einer "Blockadehaltung" des Bauhandwerks. Wer sich von den bundesweit geltenden tariflichen Regeln verabschiede, nehme einen Dumping-Wettbewerb in Kauf, der vor allem dem Handwerk und nicht zuletzt auch der Qualität auf dem Bau schade. Auch die Suche nach dringend benötigten Fachkräften werde ohne die bewährten Standards noch schwieriger.

Die IG BAU prüfe nun, ob für die Branche in der Region Haustarifverträge infrage kommen, so Grundmann. Dazu hat die Gewerkschaft eine Umfrage unter Mitgliedern gestartet. "Wenn die Baubeschäftigten für Lösungen in den einzelnen Betrieben votieren, dann können Haustarifverhandlungen starten", betont der Gewerkschafter. Allerdings stelle sich dann die Frage, welchen Zweck der Baugewerbeverband noch erfülle. Eine Interessenvertretung der Handwerksbetriebe, die keine Standards für die Branche durchsetzen kann, sei "mehr als fragwürdig".

Zudem kündigte die IG BAU an, gezielt in Schleswig-Holstein eine "Pro-Bau-Tarif-Offensive" zu starten. "Das wird ein Weckruf an alle Bauarbeiter, sich nicht unter dem Tariflohn bezahlen zu lassen. Wer im Bauhandwerk keinen ordentlichen Lohn bekommt, den rufen wir auf, den Arbeitgeber zu wechseln", so André Grundmann. Bauunternehmen seien auf jede zupackende Hand dringend angewiesen. "Wenn das Handwerk in Schleswig-Holstein meint, mit seinen Leuten spielen zu können, dann muss man klar sagen: Bauarbeiter lassen sich nicht zum Spielball machen. Dafür sorgt die IG BAU. Und die Spielregeln bestimmt immer noch der Tarifvertrag – im Süden, im Osten, im Westen und auch im Norden der Republik. Es ist an der Zeit, dass der Baugewerbeverband Schleswig-Holstein das lernt", sagt der Nord-Chef der IG BAU.